Sonntag, 24. Januar 2010

Interessanter Kommentar zu...Rotes Tuch Microstock !

Ein sehr Interessanter Kommentar den ich euch nicht vorenthalten möchte !
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Ich gebe zu - in den letzten Jahren habe ich "klassisch gedacht". Ein Kunde hat Bedarf und beauftragt den Fotografen. Das war aber mal - und ist heute nicht mehr so.

Ich bin seit 16 Jahren Freiberufler und der Markt hat sich "dank" Globalisierung innert 5 Jahren mehr verändert als in den letzten 150 Jahren zusammen. Aber nicht nur der Markt nein auch die zu diesem Markt gehörenden Kunden haben sich radikal verändert. Jeder Cent, der ein Fotograf seinen Kunden verrechnet wird 4 Mal hinterfragt. Fotografen werden in "Pseudo-Wettbewerben" zum Nulltarif zum Gratisarbeiten aufgefordert - mit dem einzigen Ziel - mit den besten Ideen zum Knipser um die Ecke zu gehen und aus dem Mix der Ideen einen Fotoklon herstellen zu lassen. Das ist kein Horrorszenario oder Einzelfall - sondern seit ca. 5 Jahren die absolute Regel. Jeder Auftrag über 500 Euro wird zum Wettbewerb aufgebauscht - und die Beteiligten Fotografen werden verarscht und betrogen noch und noch.

Oder die gelobte Klientel, die sich bei Microstock-Agenturen Layoutbilder ausdrucken - den Fotografen zum Briefing bestellen - ihm dann das Stockfoto vorlegen und ihm genüsslich erklären, dass der Auftrag aber keinesfalls teurer als Microstock sein darf - dafür aber kreativer - individueller - aufwändiger - spritziger - professioneller - und überhaupt ein Bild nie gesehener Attraktivität ausstrahlen muss. Das, liebe Kollegen ist doch unser Alltag.

Und daher habe auch ich mich vor kurzem entschlossen, mich vollständig auf Microstock-Photografie zu konzentrieren. Lieber verkaufe ich eine Foto 500 Mal mit 2 Euro Ertrag pro Verkauf (=1000Euro) als 1 Bild für 150 Euro an einen Einzelkunden, der es nicht lassen kann, mir mit seiner gönnerhaften Visage unendliche Dankbarkeit und Unterwürfigkeit abzuverlangen. Und wenn sich von 1000 Microstock-Bilder im Schnitt 100 Mal für 2 Euro Durchschnittsertrag verkaufen - gibt das einen Erlös von 200'000 Euro. Ich habe zuwenige Zungen, um so vielen Kunden den A... zu lecken um soviel mit Auftragsfotografie verdienen zu können. Mal ganz abgesehen davon, dass man das dauernde kundenseitige Kostengejammer und Herummäkeln an den aufwändig produzierten Auftragsbildern nicht mehr ertragen muss, und nur noch so arbeitet wie man es gerne tut. Weg vom Kundengesteuerten, sklavisch kriechenden - fremdbestimmten Auftragsfotografen – hin zum selbstbestimmten, selbstbewussten Bilderproduzent für den Massenmarkt. So bleibt einem zuletzt sogar noch Zeit und Geld, um sich der künstlerischen Seiten des Fotografenberufs zu widmen und Projekte für Bücher und Ausstellungen zu verwirklichen.

Man kann es halten wie man will. Die Segel nach dem Wind richten oder auf längere Zeit in Schönheit untergehen. Der Fotomarkt ist wie er ist. Und keiner - egal wie verzweifelt er das verflucht und bejammert - wird daran auch nur eine Kleinigkeit ändern können Und es ist unsere verdammte Pflicht sich dem Markt anzupassen und das Beste daraus zu machen.

Lieber Gruss
Pit S.

10 Kommentare:

  1. Das ist durchaus eine Argumentation, der ich mich anschließen könnte, wenn ...

    Ja, wenn die Rechnung mit den 1.000 Fotos, die jeweils 100 mal zu 2,-- Euro verkauft werden, ja, wenn diese Rechnung stimmen würde.

    Wir wissen alle aus langjähriger Erfahrung, daß von einem Stock-Fundus maximal 10% jemals verkauft werden. Und auch nicht 100 mal. Und 2,-- Euro sind auch nicht der Micro-Schnitt.

    Und somit wird's zur Milchmädchenrechnung.

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  2. Die 2 Euro pro Bild sind für nicht Exclusive sicher zu hochgegriffen. Ich hab 2009 bei Fotolia durchschnittlich 77 Cent und bei istock 1,43 Euro bekommen. Bei Fotolia macht es die Masse. Dabei haben die Abo-Verkäufe stark zugenommen. Bei istock ist die Sache zäher, dafür hab ich kürzlich für ein Foto 55 Dollar erlöst.
    Meine Top-Seller bei Fotolia hab ich schon vorgestellt, das Schweriner Schloss inzwischen 116 mal verkauft und die Stadt Cefalu inzwischen 53 mal verkauft.

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  3. hallo Pit S...
    komm gibt dich zu erkennen, du kannst bestimmt einiges über sie micros erzählen was hier viele leute interessieren würde....;))

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  4. Besonders würde mich das Geheimnis interessieren, an die zitierten 200.000,-- Euro Erlös zu kommen.

    Wobei ich hier gerne mal die Frage stelle: Was ist denn - rein betriebswirtschaftlich gesehen - denn nun mit "Erlös" gemeint? Umsatz? Gewinn?

    Und auf welchen Zeitraum? Im Jahr? In 30 Jahren?

    Ich vermisse sehr die unternehmerische Kalkulation.

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  5. Wenn ich den Kommentar lese, stelle ich mir die Frage:
    wie hat es die Zunft der Fotografen geschafft, untereinander und anderen gegenüber so deutlich und nachhaltig zu vermitteln, daß ihre Arbeit kaum noch was wert sein soll bzw. ist? Welches spezielle know how bzw. Bewußtsein hat diese Berufsgruppe, was anderen Berufsgruppen fehlt?

    Ich meine, es hängt auch sehr stark damit zusammen, daß die bildgebenden bzw. verarbeitenden Prozesse in einem mittlerweile angsterrregenden Ausmaß weltweit normiert worden sind und auf erstaunlich hohem qualitativen Niveau quasi automatisch laufen.

    Von der Aufnahmesoftware in der Kamera über die Bearbeitungssoftware auf den Computern ....... bis hin zu den Upload-/Downloadprotokollen und Abrechnungsmodalitäten der Datenbanken.
    D.h., der Mensch ist als "Maschinenbetreiber" beliebig ersetzbar geworden, ist fast zur Peripherie in diesem sich schneller und schneller drehenden Bildbeschaffungs- und Vermarktungsprozeß geraten.

    Das Bild als billiger Wegwerfartikel im globalen 99 Cent Shop? Dann muß eben noch "mehr desselben" produziert und konsumiert werden!

    Eine mögliche Filmentwicklung ist aus der Hand gegeben worden, dafür gibt es das genormte Bild nach dem jpg-Algorithmus "out of cam". Die Bearbeitung ist aus der Hand gegeben worden, das machen jetzt die Bildredakteure in den Redaktionen. Die Vermarktung ist aus der Hand gegeben worden, das machen jetzt weitgehend anonyme Betreiber von nimmersatten Bilddatenbanken, deren Server irgendwo in der Welt stehen. Usw....

    Der Computer bzw. die Internetbilddatenbanken sind aber doch nur die Medien, über die sich dieser Prozeß der Selbstentwertung als Berufsgruppe mit wachsender Geschwindigkeit entfaltet!
    Vielleicht ist es ja wirklich ein Fluch, wenn sich jemand mit (seinen) Bildern identifiziert!

    Gibt es das Krankheitsbild der digitalen Schwindsucht?

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  6. die spirale der entwertung von fotografie wurde durch die billig kameras und die hobby knipsende masse in gang gesetzt.

    jeder der ne kamera hat träumt natürlich davon seinen bilder veröffentlicht zu sehen ( das was die können kann ich auch prinzip ), zugegeben wird das selten, aber die täglichen angebote in den redaktionen sprechen eine andere sprache.
    fragen sie doch mal bei einer großen tageszeitung nach was da alltäglich an fotos unverlangt eingesendet wird.

    in erster linie sind es hausfrauen/männer oder beamte, da bevorzugt die mit der vielen freizeit. diese deppen verlangen ja nicht mal geld für einen abdruck, es reicht denen fürs ego sich abgedruckt zu sehen.

    von dem abgesehen, geben die meisten nach ein paar monaten eh wieder auf, aber es rücken eben ständig neue nach, auch in der microstock fotografie, die wenigsten haben doch mehr als 50 fotos bei den agenturen, diese 50 fotos haben sie aber gleichzeitig bei 50 agenturen hochgeladen.

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  7. Ja, Freunde, es gibt sie die "digitale Schwindsucht"!

    Ich habe ja auch selbst mehrerenorts unter dem Motto "Digitale Fotografie - Segen oder Fluch?" dazu geschrieben.

    Ich begreife aber sogar, warum Menschen ihre Arbeit nichts mehr wert ist:

    Ich sage nur: Agenda 2010, Peter Hartz, Gerhard Schröder ("Genosse der Bosse"), Ein-Euro-Job, Leiharbeitnehmer. Und so fort.

    Wenn jemandem sein "Wert" permanent in der ganz "normalen" Arbeitswelt genommen wird, in der Gesellschaft, wie sollte er denn ausgerechnet als "Hobby-Knipser" sich für "wertvoll" halten?

    Bei Profis verstehe ich's ohnehin nicht.

    Aber vielleicht sind McKinsey und Roland Berger oder wie die Konsorten alle heißen schon längst in allen Köpfen. Vielleicht ist es bei "Freiberuflern" wie Pit S. o.ä. schon Unternehmensziel, sich selbst wegzurationalisieren. Zu teures "Humankapital" und so.

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  8. @ Ralf (Fotograf):

    Wenn ich dann Deine aktuelle Fotolia-Statistik von Deinem Blog nehme, dann müßtest Du also bei Fotolia 725,34 Euro verdient haben. Oder?

    Du hast aber jetzt mehr als die Hälfte der ominösen 1.000 Fotos drauf, mit denen Pit S. 200.000,-- Euro machen will. Also müßtest Du doch eigentlich 100.000,-- Euro eingenommen haben!

    Irgendwas machst Du falsch ...

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  9. Hi Franz, irgendwas in der Preislage, stimmt.
    Die 200.000er Marke ist im Visier. Keine Frage. Nach dem letzten Jahr reichen mir weitere 150 Jahre Lebenserwartung.Kann ich den Fotolia-Bestand vererben? ;-D

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  10. Um den ganzen Unsinn von Milchmädchenrechnungen (die ominösen 200.000,-- Ruro) nochmal zu verdeutlichen rechne ich mal genauso:

    Ich habe auf meinem Mecom-Pool rund 25.000 Bilder.

    Ich erziele im Schnitt für ein Bild 50,-- Euro.

    Also verdiene ich, wenn ich jedes nur einmal lizenziere, 1.250.000,-- Euro (in Worten: Eine Million und zweihundertfünfzigtausend).

    Alles klar?

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